Mode von bonprix soll immer gut sitzen, egal welcher Lieferant ein Kleidungsstück gefertigt hat. Passformkonsistenz und Qualität sind für das Hamburger E-Commerce-Unternehmen dabei zentrale Themen. Genauso wie die Flexibilität, reduzierte Time-to-Market und die aktive Gestaltung der Lieferkette. 2026 will bonprix deshalb vollständig digital entwickeln.
Schon frühzeitig hat man sich in Hamburg mit dem Thema 3D auseinandergesetzt. Dabei wurde schnell klar: Ohne 2D-Schnitte kann man mit 3D nicht erfolgreich arbeiten. Deshalb nutzen heute 35 Mitarbeiter Assyst.CAD, um Styleschnitte für bonprix-Kleidungsstücke zu erstellen und eine einheitliche Passform für alle Märkte zu gewährleisten. Das Assyst-CAD-System integriert sich effektiv in die neuen digitalen Prozesse bei bonprix und gibt weitere Anstöße für die Digitalisierung.
bonprix startete den Aufbau seiner digitalen Prozesse zunächst mit Virtual Fitting. Die 3D-Visualisierung der Lieferantenschnitte sollte physische Muster und Zeit einsparen. Doch das Einlesen der Schnitte und die Erstellung der Simulation sind aufwendig und ändern kaum etwas an der Qualität. "2D ist der Schlüssel zum Erfolg für den Einsatz von 3D-Visualisierung", sagt Torben Böhm, Manager Technical Product Development and Digital Innovation.
Das Team von bonprix erkennt: Damit Virtual Fitting auch eine konsistente Passform über alle Produkte und Produktionsländer hinweg bietet, muss bonprix selbst Basisschnitte vorgeben und vereinheitlichen können. Das Unternehmen führt deshalb Assyst.CAD ein und setzt sich neue Ziele: Von der Style-Idee bis zur Produktionsfreigabe für den Lieferanten will bonprix vollständig digital arbeiten. Eine umfangreiche Transformation startet.
bonprix hat Passformverantwortung ins Unternehmen zurückgeholt, um diese Kernkompetenz besser steuern zu können. Standardisierte Basisschnitte und das passende Schnittsystem sind ein Kernelement dabei. Assyst unterstützt uns hier enorm.
Torben Böhm, Manager Technical Product Development and Digital Innovation, bonprix
Am Prozess arbeitet von Anfang an ein Team aus Deutschland und Polen in Kooperation mit Otto International in der Türkei, Bangladesch und China. Die Kompetenz dafür baut bonprix intern auf: Mitarbeiter aus der technischen Produktentwicklung werden in Assyst.CAD ausgebildet und entwickeln Standardschnitte, die für die jeweiligen Kollektionen in Styleschnitte modifiziert werden. "Lernen ist bei uns ein fester Bestandteil für Veränderung. Wir bilden unsere Mitarbeiter für neue Rollen aus und achten darauf, dass wir unser Wissen stetig ausbauen", sagt Torben Böhm, Manager Technical Product Development and Digital Innovation.
Konsequent stärkt bonprix dabei die Kompetenz der eigenen Mitarbeiter durch Schulungen und standardisierte Prozesse: Das Team wird nicht nur im Umgang mit dem System geschult, sondern auch in der Schnittkompetenz. Die Kolleginnen und Kollegen, die zu Beginn des Projekts größtenteils wenig CAD-Erfahrung hatten, sind nun in der Lage bonprix-Schnitte anzupassen und die Gradierung umzusetzen. Diese grundlegenden Schnittkenntnisse und spezielle Schulungen zur Gradierung sind die Basis des Prozesses und sorgen dafür, dass bonprix heute in einem neuen Rahmen arbeitet. Im Zuge der Digitalisierung ist ein neues Berufsbild im Hamburger E-Commerce-Unternehmen entstanden, das es vorher so bei bonprix nicht gab: die Technical Product Developer.
Die internationale Zusammenarbeit setzt Strukturen voraus. Schnittexpertin Pattima Bähr harmonisiert und standardisiert die Schnittentwicklung: CAD-Requirements, Kriterien und die einheitliche Benennung von Schnitten, Gradiertabellen, Attributen und Styles sorgen dafür, dass jeder im Team Projekte schnell übernehmen und auf Bestehendem aufbauen kann. Das unterstützt das bonprix Ziel einer hohen Passformkonsistenz über alle Größen.
Die Makro-Bibliothek von Assyst entlastet nicht nur bei Routinearbeiten im Schnitt, sondern auch bei der Einhaltung von Standards und hilft, Benennungsfehler zu vermeiden. Verschiedene Kontexte im CAD System, mit denen die Technical Product Developer arbeiten, ermöglichen eine klare Struktur und transparente Datenablage. Der Masterkontext hilft dabei, die Basisschnitte zu zentralisieren und vor versehentlicher Bearbeitung zu schützen.
Durch die Übernahme der Verantwortung für die Style-Schnitte hat sich die Arbeitsweise bei bonprix deutlich verändert.
Früher wurde mit dem Produktmanagement ein Style durchgesprochen, die technischen Voraussetzungen dokumentiert und mit einem Techpack an den Lieferanten geschickt. Der Lieferant erstellte dann den Schnitt und produzierte ein Muster. Bei bonprix wurde das Muster auf Maßhaltigkeit, Verarbeitung und Passform geprüft. Wenn nötig, erhielt der Lieferant Änderungshinweise. Dieser Prozess wiederholte sich bis zur Produktionsfreigabe.
Heute arbeitet bonprix anders: Die Technical Product Developer übernehmen eine der Produktideen der Produktmanager und wählen aus der wachsenden Schnitt-Bibliothek einen passenden Basis- oder Style-Schnitt aus. Dieser Schnitt wird angepasst und abgestimmt, bis er perfekt passt und das Styling anhand einer 3D Simulation vom Produktmanagement freigegeben wird. Dann werden die Schnittdaten an den Lieferanten gesendet.
Der große Vorteil an der neuen Arbeitsweise mit Assyst.Cad ist, dass alle intern mit den Originaldateien arbeiten können, einschließlich aller Größenanpassungsregeln. Das spart Zeit und vermeidet Fehler.
Wir wollen von der Style-Idee bis zum Lieferanten und zum Webshop alles mit digitalen Produkten meistern können. Assyst.CAD hilft uns dabei. Durch die Beschäftigung mit dem Schnitt hat die Digitalisierung bei bonprix richtig gezündet.
Pattima Bähr, 2D/3D Specialist, bonprix
Die Prozessänderung zeigt Wirkung: Früher wurden im Jahr vier Schnitte neu konstruiert, heute sind es über 30 Standard-Schnitte und mehr als 1.000 Styleschnitte pro Jahr.
Gerade beim Aufbau der Schnittkompetenz sind Arbeitsschritte ins Unternehmen zurückgeholt worden. Im Vergleich zu den analogen Prozessen spart die digitale Vorgehensweise Zeit in der Kommunikation und Anzahl der Musterschleifen. Dank korrekter Schnitte und Passformen geben die Produktmanager digitale Produkte frei, die im Idealfall ohne weitere Änderungen produziert werden können. bonprix kann nun auch auf viele Muster verzichten, insbesondere für Produkte, die auf Basis vorhandener Schnitte oder Styleschnitte erstellt werden.
Es gibt heute schon Styles, für die man bei bonprix keine physischen Muster mehr anfordern muss. Mit den Assyst.CAD-Schnitten haben wir dafür die Grundlage geschaffen.
Pattima Bähr, 2D/3D Specialist, bonprix
Die Technical Product Developer fordern nur nach Bedarf zu Lernzwecken Muster an, wie bei der Gegenüberstellung von digitalem und physischem Produkt oder für die Überprüfung einer speziellen physischen Verarbeitung.
Das Entwicklungsteam ist sehr zufrieden und schätzt die neue Art der Zusammenarbeit. Der Fokus auf das Lernen mit neuen Technologien hat auch die Kommunikation und den konstruktiven Austausch angefacht.
Auch grundsätzlich zieht bonprix ein positives Fazit: Die Beschäftigung mit Schnitten hat die Digitalisierung bei bonprix vorangetrieben und wirkt sich im Arbeitsalltag deutlich aus: Der Wechsel auf nachhaltige Stoffe mit teilweise anderen Eigenschaften lässt sich zum Beispiel digital leichter und schneller nachvollziehen als mit physischen Mustern.
Das bonprix Team baut jetzt die Digitalisierung in ihrem Bereich aus. Weitere Produktgruppen werden in die digitalen Entwicklungs-Prozesse integriert. So kann bonprix seinen Weg konsequent weiterverfolgen. Unter dem Leitmotiv „Fashion Made Smarter“ wird man in naher Zukunft komplett digital arbeiten – von der Idee bis hin zur Darstellung im Webshop für die Kundin.